Münchner Merkur, 08./09.04.2023
Unser neues Leben
VON DANIELA POHL
Gemeinsam alt werden Brigitte Bürk und Sylvia Henzler sind zwei von acht Frauen, die zusammen alt werden wollen. Vor einem Jahr zogen Bürk, Henzler und sechs weitere Frauen in das neue Stelzenhaus am Reinmarplatz in Gern. Die acht bilden eine Wohngruppe in dem Verein „Nachbarschaftlich leben für Frauen im Alter“. Die Biografien der Frauen ähneln sich oft – Scheidung, Verlust des Partners, finanzielle Sorgen. „Gesprächsstoff haben wir genug“, sagt Bürk. Die 68-Jährige ist alleinstehend, hat keine Kinder. „Ich bin froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe. Wir unternehmen viel gemeinsam und man hilft sich. Es tut gut zu wissen, dass man nicht alleine ist.“ Sylvia Henzler arbeitet noch. Die 60-Jährige ist es gewohnt, alles allein zu regeln. Das kann sie auch noch. „Aber ich weiß nicht, wie es mal wird“, so die dreifache Mutter, die durch Zufall im Internet auf das Projekt stieß. Und es passte – finanziell (die Wohnungen sind im München-Modell) und zwischenmenschlich. Doch die Frauen sind vorgewarnt: „Von älteren Gruppen wissen wir, dass es ungefähr fünf Jahre dauert, bis man wirklich zusammengewachsen ist“, so Bürk. Eine Psychologin begleitet das Wohnprojekt. Denn Beziehung – auch das wissen die Frauen am Reinmarplatz – ist harte Arbeit.