Nachbarschaftlich leben für Frauen im Alter
Zu Besuch bei den Damen von Dante 2
Ein Umzug bedeutet Stress, das wissen die neuen Bewohnerinnen des „Dante 2“ sehr gut. Die neue Einrichtung zusammenzustellen und das Kistenpacken ist das eine, das andere ist das Lernen, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Und dennoch bereuen die 7 Frauen im Rentenalter ihre Entscheidung nicht. Vor Kurzem erst haben sie ihre Wohnungen in einem Neubau der Gewofag in Gern am Reinmarplatz bezogen und haben vereinbart, sich gegenseitig im Alltag zu unterstützen. Jede hat ihre eigene, bezahlbare, kleine Wohnung und ist trotzdem nicht allein. „Wir waren schon zusammen bei Ikea“, sagt Frau B. Sie hat als einzige in der Gruppe ein Auto und stellt es und sich selbst in den Dienst der Gemeinschaft.
Bei den festen monatlichen Treffen in ihrem Gemeinschaftsraum werden sie im ersten Jahr von einer Psychologin begleitet. Danach sollte die Gruppe „alleine laufen“. Sie unternehmen gemeinsam etwas, schauen aufeinander und leben in dem Bewusstsein einander zu helfen. Es gilt die richtige Balance zu finden zwischen Individualität und Gemeinschaft. Wenn sich alle eingewöhnt und eingerichtet haben, möchten sie auch etwas für die direkte Nachbarschaft anbieten.
Dank einem guten Draht zum Vorstand der Gewofag durften sich die Frauen die Lage der Wohnung im Haus aus den 8 möglichen Wohnungen aussuchen. Das freundliche, grüne Gebäude mit Wohnungen zu allen Himmelsrichtungen kann alle Vorlieben erfüllen. Die eine schaut lieber ins Grüne, der nächsten ist die Ausrichtung nach Süden wichtig und so sind die Wohnungen im ganzen Haus verstreut, das spielt jedoch für ihr Zusammenleben keine Rolle.
Die Damen haben eine „signal-Gruppe“ über die sie sich auch digital verständigen. Die 40qm großen Wohnungen haben einen identischen Grundriss mit einer kleinen Küche zum Laubengang, einem Schlafzimmer und einem Wohnraum. Und trotzdem stellen die Bewohnerinnen fest, wie unterschiedlich die Appartements aussehen, wenn sie erstmal bezogen sind. Mit ihren Wohnungen und dem Gemeinschaftsraum sind die Damen sehr zufrieden.
Viel Potential nach oben sehen sie jedoch noch in der Gestaltung der Dachterrasse. Da sind sie sich einig. Doch sie denken nicht zunächst an sich: „Wo sollen die Kinder hier denn spielen?“, ist die wichtigste Frage. Die Rutsche auf dem Tartanboden wirkt etwas verloren, das kann auch der vor Sonne geschützte große Sandkasten nicht mehr wett machen. Sonnenschutz fehlt, gerne würden sie etwas garteln und Beete anlegen.
Gefunden haben sich die sieben Damen über den Verein „Nachbarschaftlich leben für Frauen im Alter e.V.“ Die passende achte Dame wird hier noch gesucht. Sie sollte sozial und ehrenamtlich tätig sein, sich auch helfen lassen können und nicht weit über 70 Jahre alt sein.
Der von Dr. Christa Lippmann vor mehr als 30 Jahren ins Leben gerufene Verein bildet Wohngruppen von 8–10 Frauen und bietet einmal im Monat diverse Veranstaltungen und Ausflüge an. Mittlerweile leben 40 Frauen verteilt auf sechs Wohnprojekte. Die Abstände zwischen der Bildung neuer Wohngruppen werden immer kürzer. Die umtriebige Gründerin hat gute Kontakte geknüpft und auch der Stadtrat steht hinter dem Verein.